Aktionswoche für Pflegende Angehörige mit Gala Diner gestartet
Mit einem festlichen Gala Diner ist die Aktionswoche für Pflegende Angehörige in Bielefeld eröffnet worden. Rund 150 Gäste, die Tag für Tag in ihren Familien große Verantwortung übernehmen, kamen zusammen und erhielten Dank und Wertschätzung.
Zu ihnen gehörte Klaus-Dieter Miller. An seinem bewegenden Beispiel wurde deutlich, welchen Stellenwert Pflegende Angehörige in der Gesellschaft einnehmen: Der 87-Jährige pflegt seine schwer an Demenz erkrankte Frau zu Hause – allein und rund um die Uhr. Nur mit Unterstützung seines Sohnes konnte er am Gala Diner teilnehmen. „Ich bin sehr dankbar, dass es so etwas wie die Aktionswoche für Pflegende Angehörige gibt“, sagte er. Doch der ehemalige Postbeamte schilderte auch, wie sehr ihn die Situation an seine Grenzen bringt: drei Mahlzeiten am Tag, die Wäsche, die Pflege, selbst nachts ständige Aufmerksamkeit. Nun steht eine Entscheidung an, die ihm schwerfällt: „Meine Frau muss jetzt in eine Wohngruppe gehen, weil ich mich um meine eigene Gesundheit kümmern muss. Das habe ich nie gewollt, aber jetzt müssen wir an die Zukunft denken. Wenn mir etwas passiert, ist meine Frau völlig hilflos.“
Begleitet wurde er von Waltraud Salberg, die ihren Mann drei Jahre lang pflegte und heute ihre Erfahrungen in einer Selbsthilfegruppe weitergibt. „Die Aktionswoche ist eine Anerkennung für das, was sie leisten, was aufwändig ist und viel. Dass Pflegende Angehörige heute mehr gesehen werden, finde ich sehr gut.“
„Wir werden immer älter und deshalb leben bei uns auch immer mehr Alte und Hochbetagte. Wir sind angewiesen auf Menschen, die sich einbringen. Es ist wichtig, ihnen Dank zu sagen und ihre Arbeit wertzuschätzen“, betonte Oberbürgermeister und Schirmherr Pit Clausen die gesellschaftliche Bedeutung von Pflegenden Angehörigen. In Bielefeld werden mehr als 17.000 Menschen zu Hause versorgt: mehr als zwei Drittel davon allein durch Pflegende Angehörige.
Pastor Dr. Bartolt Haase, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, fand lobende Worte für die Entwicklung: „Ich nehme wahr, dass Pflegende Angehörige heute stärker wahrgenommen werden als das noch vor zehn Jahren der Fall war. Und das ist gut, denn nur so bleibt im Blick, welche enorme Leistung sie täglich erbringen.“
Auch die Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände würdigten das Engagement der Pflegenden Angehörigen. „Ohne Sie ginge nichts! Ich weiß, wie herausfordernd es für Sie ist, heute Abend hierher zu kommen“, sagte Kirsten Hopster, Vorstandsvorsitzende der Wohlfahrtsverbände in Bielefeld.
Mit persönlichen Geschichten, politischen Botschaften und einem festlichen Rahmen macht die Aktionswoche deutlich: Pflege durch Angehörige ist unverzichtbar – und verdient Anerkennung, Unterstützung und Öffentlichkeit. Das ist das erklärte Ziel der Aktionswoche für Pflegende Angehörige. Ein ähnliches Angebot gibt es nur in Berlin. Die Aktionswoche in Bielefeld ist für die ganze Stadt zu einem Aushängeschild geworden, und zu einer Tradition. Initiiert wird sie von der Stadt Bielefeld, den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, dem Evangelischen Klinikum Bethel, der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände Bielefeld, dem Arbeitskreis Tagespflege, der Hochschule Bielefeld, den Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz, der BGW, der Diakonie Stiftung Ummeln und der Pflege-Selbsthilfe NRW.
Foto: Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger, der stellv. Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel Pastor Dr. Bartolt Haase, Kirsten Hopster und Marco Eltner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände (hinten v.l.n.r.) sprachen Pflegenden Angehörigen wie Waltraud Salberg und Klaus-Dieter Miller stellvertretend ihren Dank und ihre Wertschätzung aus. Foto: Manuel Bünemann