Bedienten beim Gala Diner für Pflegende Angehörige: hinten v.l.: Pastor Ulrich Pohl, Bürgermeisterin Gisela Schrader Ulrich Paus. Selina Stickan, Berivan Cengiz, und Ira Karsten (vorne v.l.) genossen die Auszeit und Wertschätzung.

Ein Diner zum Durchatmen

Auftakt der Aktionswoche für Pflegende Angehörige

In der 8. Woche für Pflegende Angehörige stehen Eltern von pflegebedürftigen Kindern im Mittelpunkt. So war das Kinder- und Jugendhospiz Bethel der ideale Ort, um die Aktionswoche mit dem Gala Diner zu eröffnen. Das Personal dafür zu finden war, trotz Fachkräftemangel, ein Kinderspiel. Pastor Ulrich Pohl, Bürgermeisterin Karin Schrader und Caritas-Vorstand Ulrich Paus sorgten für den perfekten Service.

Foto: Bedienten beim Gala Diner für Pflegende Angehörige: hinten v.l.: Pastor Ulrich Pohl, Bürgermeisterin Gisela Schrader Ulrich Paus. Selina Stickan, Berivan Cengiz, und Ira Karsten (vorne v.l.) genossen die Auszeit und Wertschätzung.

Sich einfach mal bedienen lassen! Das hat für Selina Stickan, Berivan Cengiz und Ira Karsten absoluten Seltenheitswert. Die drei berufstätigen Frauen managen nicht nur ihre Familien, sie pflegen auch ihre Kinder, denn jedes von ihnen hat von Geburt an eine lebensverkürzende bzw. schwere Krankheit. Das heißt: Einsatz rund um die Uhr. „Eltern nehmen sich seltener als Pflegende Angehörige wahr, weil es selbstverständlich ist, sich um die Kinder zu kümmern“, so Pastor Ulrich Pohl, einer der Schirmherren der Woche für Pflegende Angehörige und Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Deswegen stehen in diesem Jahr in der Aktionswoche, die bereits zum achten Mal in Bielefeld stattfindet, Eltern von pflegebedürftigen Kindern im Mittelpunkt.

An dem festlich gedeckten Tisch sitzen Selina, Berican und Ira im großzügigen Aufenthaltsraum des Kinder- und Jungendhospizes Bethel, einem Ort, den alle drei gut kennen. Hier besteht die Möglichkeit, ihre schwerkranken Kinder mal für ein paar Tage oder Wochen unterzubringen, um selbst Kraft zu tanken und durchzuatmen. „Die Ruhe habe ich nur, wenn ich sicher sein kann, dass meine Tochter liebevoll und fachkundig versorgt wird. Und das kann ich hier“, erzählt Berivan Cengiz, die mit ihrer Tochter Cem die familiäre Atmosphäre im Hospiz genießt. Cem ist an einer angeborenen Muskeldystrophie Typ Ullrich erkrankt und muss rund um die Uhr beatmet werden.

Bevor die Vorspeise serviert wird, stellen Caritas-Vorstand Ulrich Paus und Pastor Ulrich Pohl das Getränkeangebot vor und servieren gekonnt von rechts. „Wie so viele Studierende habe auch ich gekellnert“, verrät Ulrich Paus. Stellvertretend für alle Wohlfahrtsverbände unterstützt er wie Pastor Pohl und Bürgermeisterin Karin Schrader die Aktionswoche von Beginn an. Das Service-Trio hat sichtlich Spaß daran, die pflegenden Mamas zu verwöhnen. „Es ist unglaublich, was die Mütter und auch die ganze Familie leisten“, zeigt Karin Schrader ihre Bewunderung. Ira Karsten arbeitet sogar als Pflegekraft im Kinder- und Jugendhospiz Bethel; ihren neunjährigen Sohn, der unter einer spastischen Störung des Nerven- und Muskelsystems leidet, pflegt sie zu Hause.

Die Abendgesellschaft ist klein, zwei Ehepaare haben in letzter Minute abgesagt. Und seit Corona-Zeiten werden die meisten köstlichen Essen zu den Pflegenden Angehörigen nach Hause gebracht. Am dezentralen Gala Diner nehmen 250 Menschen teil; alle Menüs werden vom Restaurant Salvadors aus Brackwede liebevoll zubereitet. Insgesamt 13.000 Bürgerinnen und Bürger in Bielefeld übernehmen zu Hause pflegerische Aufgaben – genau ihnen ist diese Woche, die es so nur noch in Berlin gibt, gewidmet.

Bei Kerzenschein, Romaherzensalat, leichtem Fisch, kräftigen Medaillons oder vegetarischen Bratlingen entwickeln sich tolle Gespräche. „Hier im Kinder- und Jugendhospiz Bethel ist ja ein Ort geschaffen, an dem die Idee der Woche für Pflegende Angehörige das ganze Jahr lebt“, so René Meistrell, Leiter der Einrichtung, die in diesem Jahr zehn Jahre alt wird.

Der Abend klingt mit Beerendessert, Espresso und interessanten Themen aus. Die Woche für Pflegende Angehörigen ist eröffnet. „Wir haben dieses Angebot erstmals für uns entdeckt und nehmen noch am Familienfrühstück in Olderdissen teil“, freut sich Selina Stickan. Ihre dreijährige Tochter, die mit Down-Syndrom geboren wurde und nach einer Hirntumoroperation erblindet ist, schlief während des Gala Diners betreut in aller Ruhe im Kinder- und Jugendhospiz.

Das gesamte Programm finden Sie »hier.