Rekord-Besucherzahl bei 5. Aktionswoche
Mit einem Frühstück für Familien mit pflegebedürftigen Kindern ist am Samstag die 5. Woche für Pflegende Angehörige zu Ende gegangen. Mit mehr als 500 Bielefeldern, die einen Angehörigen oder Bekannten pflegen, haben in diesem Jahr so viele wie noch nie die Angebote der Aktionswoche genutzt. Damit hat sich dieses Vorzeigeangebot, das es sonst bundesweit nur in Berlin gibt, auch in Bielefeld endgültig etabliert. Die Aktionswoche für Pflegende Angehörige vermittelt Wertschätzung und ermöglicht Auszeiten für Menschen, die oftmals an 365 Tagen im Jahr unter großem Druck stehen und dabei an ihre Leistungsgrenze gehen.
Schon bei der Eröffnung der Aktionswoche gab es Dank vom Oberbürgermeister, vom Stellv. Vorstandsvorsitzenden der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände: Pit Clausen, Dr. Rainer Norden und Ulrich Paus waren sich beim Gala-Diner, das im Betheler Assapheum mit 220 Pflegenden Angehörigen ausgebucht war, einig, dass dieser festliche Abend zum Feiern genutzt werden soll.
Mit dem Gala-Diner hat Ralf Klose zum ersten Mal eine Veranstaltung der Aktionswoche besucht. Seit vor vier Jahren der Lebenspartner seiner Mutter verstorben ist, kümmert sich der 56-jährige Bielefelder um die an Demenz erkrankte Frau. Geschwister hat er nicht, zum Glück unterstützt ihn seine Partnerin. „Es ist zeitintensiv, sich in die Fragestellungen der häuslichen Pflege einzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen. Ich kann daher nur raten, sich so viel professionelle Hilfe zu holen wie möglich.“ Mutter und Sohn sehen sich dreimal pro Woche, zweimal geht die 84-jährige Frau in die Tagespflege. „Aber irgendwann wird mehr Betreuung notwendig sein als ich und die Tagespflege kompensieren können“, weiß Klose. Dann wird wohl eine ambulante Unterstützung zum Tragen kommen. Beim Gala-Diner ist der Diplom-Psychologe mit anderen ins Gespräch gekommen. „Das Wichtigste ist zu sehen, dass man nicht allein ist, das hilft sich nicht hilflos zu fühlen. Und ich finde die Idee der Wertschätzung toll, die fällt sonst unter den Tisch“, sagt er. Sein Fazit: „Eine Woche für Pflegende Angehörige ist genau die richtige Maßnahme!“
Und die bot auch nach dem Gala-Diner etwas für jeden Geschmack: Kabarettist Ingo Börchers machte aus der geplanten Auszeit gleich „Ferien auf Sagrotan“. In seinem Programm erkannten die 180 Besucher Situationen aus ihrem Alltag, die an diesem Abend einfach einmal weggelacht werden konnten. Als Überraschungsfilm im Kino lief Yesterday in einer Sondervorstellung. Bei 80 Filmfreunden traf der Film mit seiner lustig-melancholischen Stimmung den richtigen Nerv. Die Comedy-Bustour mit Heinz Flottmann gehörte zum ersten Mal zum Angebot der Aktionswoche, war stark nachgefragt und ausgebucht. Von ihrem Reiseleiter Flottmann erfuhren die 40 Pflegenden Angehörige etwas über die ästhetischen Entgleisungen ihrer Leineweberstadt.
Ein Brunch mit Randale war der abschließende Höhepunkt der Aktionswoche. Die Kinder-Rockband „Randale“ spielte unplugged für Familien mit pflegebedürftigen Kindern, die in den Meyerhof Olderdissen zu einem ausgiebigen Frühstück gekommen waren. Bielefelds Bürgermeisterin Karin Schrader und Dr. Maren Thäter, Vorsitzende Geschäftsführerin des Evangelischen Klinikums Btehel (EvKB), waren wie die Kinder vom Brunch mit Randale begeistert.
Neben den Hauptveranstaltungen lebte die Aktionswoche von Angeboten, die unterstützende Organisationen bereitstellten: Informationsangebote, Erholungsmöglichkeiten und Treffs für Pflegende Angehörige. Finanziell unterstützt wurde sie durch die Lions-Hilfe, Stiftung Diamant-Software, BGW, Goldbeck und die Volksbank Bielefeld-Gütersloh.
Die Initiatoren sind sich sicher: Auch im Jahr 2020 wird es wieder eine Woche für Pflegende Angehörige geben.